Jahreslosung 2026

Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!

Na danke! Nach dem turbulenten Jahr 2025, mit einer neuen Regierung in Berlin, einem etwas, äh, immer überraschenden amerikanischen Präsidenten, nach der Hitzewelle in Südeuropa, die uns zeigt, dass der Klimakollaps nicht mehr Zukunft, sondern Gegenwart ist, nach all den schlechten Änderungen im vergangenen Jahr wünsche ich mir mal Ruhe. Wenn Änderung, dann zur Abwechselung mal zum Besseren hin, nicht  zum Schlechteren. Oder gar keine Änderung, sodass wir alle mal durchatmen und den aktuellen Stand mal in Ruhe betrachten können. Damit wir erst einmal sehen können, wo wie eigentlich stehen und wie wir dann mit der Situation umgehen können. Das Ändern kommt dann erst danach. 

Und trotzdem: Der Jahresspruch verheißt uns grundlegende Erneuerung. Um das zu verstehen, müssen wir uns den Kontext, den Zusammenhang dieses Spruchs anschauen. Er steht in der Offenbarung, dieses wenig bekannen letzten Buchs der Bibel, die Apokalypse, die Prophetie des Johannes (nicht der Johannes des gleichnamigen Evangeliums). Mit dem Begriff "Apokalypse" verbinden wir einen letzten Kampf, Chaos, Krieg. Aber er heißt eigentlich nur "Offenbarung". Und in der Offenbarung, ja, da wird auch von einem letzten Kampf geredet, einem Kampf zwischen dem Bösen und Gott. 

Und in der Vision heißt es, dass Gott siegen wird. Und damit das Gute. Und es heißt weiter: "Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr." Das Alte ist vergangen. Die erste Welt, in der Streit herrscht und die Lüge und die Sünde. Diese Welt ist vorbei. Und "Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen." Hier kommt die Zuversicht, hier kommt die Zusage, hier kommt das Versprechen Gottes. Wir sind nicht verlassen. Er ist bei uns, er tröstet uns, er wird unsere Tränen abwischen. 

Ist das das "Opium des Volkes", wie Karl Marx die christliche Verheißung verspottete? Ist das ein Vertrösten auf eine Zukunft, die irgendwann einmal kommen wird, ein Vertrösten, das ausgesprochen wird, damit wir die Ungerechtigkeiten und das Unrecht dieser Zeit brav erdulden? 

Ich glaube nicht. Christen schließen nicht die Augen vor der Realität, vor Krieg und Hungersnot, vor Klimatoten und Opfer häuslicher Gewalt. Aber wir Christen müssen nicht resignieren. Es wird einmal besser werden. Das treibt nicht in die Lethargie, das sorgt nicht dafür, dass wir geduldig wie die sprichwörtlichen Lämmer wartend das Unrecht erdulden. Sondern die Hoffnung gibt uns die Mut, die Zuversicht und den Ansporn, heute und hier am Haus Gottes mitzuwirken. Das neue Jerusalem, wie es in der Offenbarung heißt, mit aufzubauen. 

Die Losung vertröstet nicht. Sie spornt an. Ich wünsche Ihnen, dass diese Jahreslosung Sie begleiten möge, wenn es Ihnen mal schlecht gehen sollte, wenn Se einen Trost brauchen, wenn Sie Hoffnung suchen und Mut vermissen. Siehe, ich mache alles neu. Das sagt nicht irgend jemand. Das sagt Gott.

 

Prädikant Roland Schmitt-Hartmann